Ein Punkt gewonnen, ein Punkt verloren.

SV Chemie Guben - HV Calau 31:31 (15:14)

Am Wochenende ging die Reise für die Männermannschaft nach Guben. Ein junger und unangenehmer Gegner, gegen den der mittlerweile doch etwas in die Jahre gekommene und auswärts stets ausgedünnte Calauer Kader, sicher als deutlicher Außenseiter galt. Das Durchnittsalter der Anfangsformation bei den Feldspielern lag bei Calau in diesem Spiel bei knapp über 36 Jahren. Die Tabellensituation und die noch frischen Erinnerungen an das Hinspiel, in dem Guben über die gesamte Spielzeit überlegen war und am Ende mit 37:25 in Calau gewann, bestätigten dieses Kräfteverhältnis ebenfalls.

Mit entsprechend gedämpfter Stimmung und niedrigen Erwartungen starteten die Gäste in die Begegnung. Den Gubenern war hingegen von Beginn an anzumerken, dass sie ihrer Favoritenrolle gerecht werden wollten. Schnell führten die Gastgeber mit 4:1 und alles schien den erwarteten Verlauf zu nehmen. Calau brauchte etwas länger, fand aber in den folgenden Minuten etwas besser ins Spiel. Im Angriff zeigte sich die gesamte Mannschaft besser aufeinander abgestimmt, als während der schlechten Vorstellung in der Vorwoche. Der Rückraum der Gäste zog immer wieder druckvoll an, erzeugte entsprechende Lücken in der Abwehr und erarbeitete so gute Torchancen. Auch das Kreisspiel über Thomas Wendt war durchaus gefährlich. Trotz des hohem Aufwands den Guben in diese Partie investierte, blieb der Rückstand über längere Zeit bei vier Treffern. Calau konnte nicht entscheidend distanziert werden. Einige absolut unverständliche Schiedsrichterentscheidungen gegen die Gästemannschaft weckten zudem die nötigen Emotionen bei den Spielern und führten zu einer "jetzt erst recht"-Einstellung. Der Calauer Kampfgeist war geweckt. Die Abwehr steigerte sich deutlich und ein 13:9 Rückstand wurde auf 13:12 verkürzt. Mit der Pausensirene verkürzte Nico Lehmann durch einen unnachahmlichen Wurf aus 15 Metern in den Winkel auf 14:15 und sorgte für einen weiteren emotionalen Höhepunkt für Calau. Schon in der Pause waren die Gäste mit der gezeigten Leistung äußerst zufrieden und selbst sicher am meisten über den engen Spielverlauf überrascht. Doch im zweiten Abschnitt sollte das noch überboten werden. Beim Stand von 18:18 glich der HVC erstmals aus. In dieser Phase stellte Guben immer wieder Manndeckungen auf Christopher Faatz oder Nico Lehmann ab. Calau nutzte das ungewohnt gut aus. Die sich ergebenden Räume wurden schnell gefunden. Zwar legte Chemie weiter vor, aber das Spiel kippte jetzt. Beim 20:21 führten erstmals die Gäste und ließen auch in der Folgezeit nicht nach. Ein ganz wichtiger, langer Angriff, in dem Gubens Abwehr stark arbeitete, wurde von Calau doch noch erfolgreich abgeschlossen. In der gut gefüllten Halle wurde es ruhig und der HVC führte mit 26:22. Leider vergaben die Gäste dann einige Möglichkeiten, um sich noch deutlicher abzusetzen und brachten so die Gubener wieder ins Spiel. Beim Stand von 26:26 war plötzlich alles wieder offen. Calau spielte weiterhin stark, legte weiter vor, ließ bloß einfach zu viel liegen. In den Schlußminuten übersahen die Schiedsrichter dann ein klares Fußspiel beim Gubener Gegenstoß, der zum 30:30 führte. Die Gastgeber hatten inzwischen auf eine komplett offensive Manndeckung umgestellt, die den, durch die wenigen Wechselmöglichkeiten zunehmend müderen Calauern zu schaffen machte. Die Heimmannschaft ging gut anderthalb Minuten vor Schluss wieder mit 31:30 in Führung. Der nächste Angriff der Calauer war erfolglos und das Spiel schien verloren. Allerdings kamen die Gäste nocheinmal in Ballbesitz. Fünf Sekunden vor Schluss gab es einen Freiwurf, bei dem Nico Lehmann den bereitgestellten Abwehrblock umlief und nur noch durch ein Foul gestoppt werden konnte. Die Schlusssirene ertönte, doch der HVC hatte die Chance, durch den fälligen Siebenmeter noch auszugleichen. Ralf Rexhäuser übernahm die Verantwortung und sorgte für eine Calauer Jubeltraube auf dem Feld.

Der HV Calau konnte vor der Begegnung nicht damit rechnen, hier etwas mitzunehmen. Umso größer war dann natürlich die Freude. Schwer einzuschätzen, ob es im Endeffekt ein verlorener oder ein gewonnener Punkt für die Gäste war. Über weite Strecken der zweiten Halbzeit hatte Calau die Begegnung im Griff, verpasste es nur, diese zu entscheiden. Es war ein Sieg drin, aber wenn dann erst nach der regulären Spielzeit der Ausgleich gelingt, wird dieser Punktgewinn sicher auch gern mitgenommen. In der Zukunft gilt es nun, mehr Konstanz in die eigene Leistung und mehr Vertrauen in die eigene Stärke zu bekommen. Wozu die Mannschaft immer noch in der Lage ist, wenn Einsatz und Wille stimmen, zeigte sich in dieser Begegnung deutlich.


Der HV Calau spielte mit:
im Tor:  Christoph Schmogrow, Florian Gittig
im Feld:  Martin Sündermann (1), Ralf Rexhäuser (6), David Jurisch, Andre Warchold, Thomas Wendt (3),
   Christopher Faatz (8), Danilo Schramm, Nico Lehmann (13)
Zeitstrafen:  SVCG 5x 2min
HVC 5x 2min (Faatz 14./ Rexhäuser 17./ Schramm 26./ Wendt 48./ Sündermann 59.)
Trainer:  Michael Lüer


Autor:  Martin Sündermann